Gwyneth und die Bettler

Gwyneth Paltrow, die amerikanische Filmschauspielerin und Oscar-Preisträgering macht Werbung für eine vegetarische Fertigkostllinie der Supermarktkette SPAR und ich frage mich, was sie sich eigentlich dabei gedacht hat ? Oder ob sich irgendjemand etwas dabei gedacht hat ?

Der Werbespot zeigt Gwyneth ganz natürlich, in Jeans, mit Fahrrad und Blumenstrauss in einem stilvollen französischem Landhaus. Sie bereitet sich für eine Preisverleihung vor, wählt ein Kleid, Schuhe, schreibt eine Rede – und isst noch schell etwas. Man sieht sie mit fragendem Ausdruck vor dem Kühlschrank stehen und  einen Schnitt später etwas verschämt an einem großen Holztisch sitzen. Dieser biegt sich unter mindestens 15 verschiedenen Gerichten, ein Festmahl für 30 Personen. „Manchmal ist die beste Entscheidung keine Entscheidung“ sagt die Stimme aus dem off und Gwyneth lächelt dazu etwas verkrampft und hat noch immer nichts gegessen.

Erinnert Sie das auch an Marie Antoinette ? In Zeiten der Sparpakete und der zunehmenden sozialen Unsicherheit, sollen wir mit Verschwendung verführt werden ? Ein Werbegag ? Oh nein, dazu ist die Botschaft zu deutlich: wenn wir uns nicht entscheiden können – warum nicht einfach alles nehmen, auch wenn wir es weder aufessen – noch sonst gebrauchen können.

Dies ist die Botschaft des Konsums. Mehr, mehr, mehr – gieriges Raffen macht nicht einmal mehr vor gesunder Biokost halt. Abgesehen davon, dass in industriell zubereiteten Fertiggerichten einer Supermarktkette wohl nicht mehr viel gesunde Biokost zu finden ist, selbst wenn die Marke Veggie heißt und die Verpackung richtig  frisch aussieht.

Vor vielen Wiener Supermärkten stehen rumänische Bettler. Oftmals in dünner Kleidung, frierend und sichtlich nicht gesund. Ich bin immer erstaunt, wie viele Menschen achtlos an Ihnen vorbeigehen, anstatt ihnen Kleidung, ein wenig Geld,  – oder zumindest ein Lächeln zu schenken. Ich denke die meisten sind irritiert, denn wenn man aus einem gut sortierten Supermarkt mit prall gefüllten Tragetaschen kommt, möchte man nicht mit hungrigen oder verzweifelten Augen konfrontiert werden.

Wir sind eben Gwyneth Paltrow die 15 Sorten Veggie vor sich auftürmt – und nicht Mariana aus Sofia die Zahnschmerzen und eine große Familie hat, die Sie durch Betteln ernähren muss. Aber ist es nicht auch die übersättigte und gierige Gwyneth Paltrow die Mariana aus Sofia dazu zwingt bei Regen und Schnee vor einer Supermarktkette zu betteln? Sie finden den Vergleich zu weit hergeholt ?

Wenn jemand zuviel hat, muss jemand anderer zuwenig haben. Das sind die Gesetze dieses Universums – auch wenn uns die Werbung mit allem Zynismus und berechnender Kaltschnäuzigkeit etwas anderes glauben machen will.

Wahr ist jedenfalls, dass Gwyneth und Mariana sich gegenseitig bedingen – und daran sollten wir denken, wenn wir Veggie kaufen, Bettler sehen oder die Qual der Wahl haben.

Ein Gedanke zu „Gwyneth und die Bettler

  1. Den Konsumirrsinn kann jeder von uns jeden Tag hinterfragen. Wir entscheiden bei jedem Einkauf ob wir mitspielen oder nicht, indem wir uns die einfache Frage „Warum, wozu?“ stellen. In den wenigsten Fällen werden wir eine spontane Antwort haben – und dann lassen wir’s einfach.
    Das ist nicht Verzicht, sondern einfach das Nichttun, das Lassen von Unnötigem, Unsinnigem, das uns weder glücklicher noch zufriedener macht. Was uns wirklich wichtig ist, gönnen wir uns ja weiterhin – mit vollem Genuß.
    Wir haben die Wahl.

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