Das Profil widmet seine Titelstory diese Woche dem Phänomen Burn-out. „Chill dein Leben“ betitelt die Autorin ihren Beitrag und besingt ein wenig unsicher, aber bestärkt durch angesehene Kapazitäten, das hohe Lied des – Müßigganges, das sie als „Strategie gegen Burn-Out anzupreisen weiß.
Immerhin ein Schritt zur Lösung der „Phantom-epidemie“, von der fast jeder direkt, zumindest aber indirekt betroffen ist, die aber in keinem Diagnosemanual oder Lehrbuch zu finden it.
In meinem letzten Beitrag habe ich die Frage gestellt, ob niemanden etwas auffällt. Er bezog sich auf eine Presse-aussendung der Wiener Ärztekammer, die von 2 Millionen betroffenen und/oder gefährdeten Österreichern im erwerbsfähigen Alter sprach. Früher hat die Pest und die Tuberkulose die Leute reihenweise dahingerafft, heute ist es eine Erkrankung, die gar keine ist und für die sich niemand wirklich zuständig sieht. Das wird ja auch verständlich, wenn man davon ausgeht, dass bereits ein Viertel der Bevölkerung in einem der vorbildlichsten Sozialstaaten der Welt, der überaus wohlhabend ist und sich durch seine Schönheit und Bewusstsein für Natur und Natürliches hervortut, von einer mysteriösen Malaise betroffen ist, die es angeblich nicht gibt, aber in ihrer Auswirkung die Arbeitsleistung massiv und empfindlichst reduziert (stellen Sie sich vor jeder 4. Kollege fällt aus) und somit direkt die Wirtschaftsleistung und das heilige Bruttosozialprodukt, das unser aller Wohlergehen definiert.
Als es die Pest gab, konnte zumindest jeder die Beulen sehen und es war eindeutig die Troika Arzt, Priester, Totengräber dafür zuständig.
Aber heute ? Ach du lieber Augustin…
Heute übernehmen die Medien die Rolle der Gesundbeter und erzählen den Menschen, dass Burn-Out eine Phantomkrankheit ist, an der sie im Prinzip selbst schuld sind. Zu schwach, nicht kommunikationsfähig, beziehungsunfähig, persönlichkeitsgestört, süchtig, abhängig, unfokussiert, zu wenig motiviert, nicht anpassungsfähig, nicht modern, nicht stark, nicht tough – eben einfach nicht…cool und chillig.
Chill dein Leben.
Was ich an diesem zwar wohl gemeinten, aber irgendwie hilflosen Beitrag so liebe und was mir soviel Hoffnung gibt, ist das Titelbild und seine Symbolik, das mehr über den kausalen Lösungsansatz sagt, als ganze Bücher zum Thema “ Nichts geht mehr, aber es muss“ – Strategien gegen Burn-Out“.
Auf diesem Bild sitzen ein Mann und eine Frau Rücken an Rücken. Beide im unschuldigen Weiß gekleidet. Sie wirkt entspannt, hat die Augen geschlossen, lehr sich an seine Schulter. Er wirkt ein wenig sorgenvoll, in der Denkerpose. Faul & Glücklich sagt die Überschrift. Und so scheint es wahrhaftig. Das entspannt ruhende weibliche Prinzip macht es vor – relax. Vergiss die Sorgen und lass die Probleme sein. Heute ist heute.Wir sind da, wir haben uns, wir haben gegessen, getrunken und ein Dach über dem Kopf. Das reicht doch im Moment, oder ? Das gestresste männliche Prinzip runzelt die Stirn – aber was wird, wenn…scheint er zu fragen. Relax sagt sie. ich bin ja da und hast du dir schon mal überlegt, dass du gar nichts tun musst um zu atmen ?
Genau. Für’s Überleben ist gesorgt.