Beben

In Italien wurden sechs Seismologen  und ein leitender Angestellter des Zivilschutzes zu langen Gefängnisstrafen verurteilt. Der Grund? Sie hatten die Gefahr eines bevorstehenden Erdbebens unterschätzt und die Bevölkerung zu Unrecht beruhigt. Eine Woche später bebte die Erde und 350 Menschen starben.

Jedes Beben ist individuell und kann trotz empfindlicher Geräte und wissenschaftlichen Formeln nicht mit genügend großer Sicherheit oder Wahrscheinlichkeit vorher gesagt werden. Das scheint aber nicht das Problem gewesen zu sein.

Wie es scheint, haben sich die Wissenschaftler den Forderungen der Zivilschutzbehörde gebeugt und die Gefahren herunter gespielt. Dies ist einerseits verständlich, da man die Bevölkerung nicht unnötig alarmieren wollte, andererseits wurden dadurch wichtige Vorkehrungen nicht getroffen und das Beben traf die Bevölkerung unvorbereitet.

Was mir interessant erscheint, ist die Signalwirkung. Die Wissenschaft darf sich nicht politischen Interessen beugen. Das Erdbeben in L’Aquila hat 390 Menschen das Leben gekostet und gewaltigen Schaden angerichtet. Eine humanitäre Katastrophe, die man vielleicht nicht vorhersehen konnte, aber für die man besser vorbereitet hätte sein können.

Wir wissen nicht, was wirklich geschehen ist. Die Zeitungsmeldungen widersprechen sich zum Teil und die internationale Wissenschaftsgemeinde ist empört über die Urteile. natürlich kann man Erdbeben nicht vorhersagen, aber warum wurde mit voller Absicht ein großes Risiko eingegangen ? Was ich vermisse, ist eine offene Diskussion über die Unabhängigkeit und die Aussagekraft der Wissenschaft. Bei Erbeben, Atomkraft, Gentechnologie und in der Medizin. Nur um ein paar zu nennen.

Wahrheit oder Karriere ? Das ist die Frage. Und – was hätten Sie getan ?
Haben wir nicht alle schon einmal Fakten oder Zahlen anders dargestellt, als es der Wirklichkeit entsprach ? Weil wir darum gebeten wurden oder weil man einen Vorteil darin sah ?

L’Aquila ist überall.

Nobel und Nieren

Image: © CatrinPhoto

Der diesjährige Nobelpreis für Wirtschaft ging an zwei Spieltheoretiker.

Diese haben sich bereits eines der dringlichen Probleme angenommen – der Nachfrage an Nierenspender. Es gibt genügend Menschen, die bereit wären für Verwandte oder Freunde eine Niere zu spenden, doch oft besteht eine Unverträglichkeit und der Körper des Patienten stößt die verpflanzte Niere ab. Die Wissenschafter bauten nun einen Markt auf, der die inkompatiblen Paare vernetzte und so die Chance erhöhte, doch noch zu einer passenden Niere zu kommen. Dieses System funktioniert ohne Geld. Auch die, die keinen Spender haben profitieren davon, denn wenn es mehr Nieren am Markt gibt, rücken sie auf der Warteliste schneller vor.

Alvin E Roth und Lloyd Shapley heißen die beiden. Es ist ein ermutigendes Zeichen, dass der Nobelpreis an ein Forscherteam geht, dass sich mit Alternativen zum derzeitigen Anerbot-Nachfrage Paradigma beschäftigt.  „Economics is about real life…“sagt Alvin E. Roth in seinem Interview und da muss man ihm Recht geben.

Oft lassen sich Probleme dadurch lösen, dass man sich von den üblichen Voraussetzungen und Glaubenssystemen  löst – wie zum Beispiel wem man eine Niere spenden möchte.

Eine weitere Nachricht vom Nobelpreiskommitee: Der diesjährige Preis für Medizin und Physiologie ging an ein Forscherteam, das nachgewiesen hat, dass reife Stammzellen verjüngt werden können und damit wieder in ihr pluri-potentes Stadium zurückgeführt werden können. Das hat ungeahnte therapeutische Konsequenzen. Man nimmt eine Körperzelle, reprogrammiert sie und beginnt dann, die gewünschten Zelltypen – zum Beispiel Nerven- oder Muskelzellen – zu züchten.

Schöne neue Welt. Man muss nur dran glauben…

Stopp Acta Demo

Ich war dabei. Eine inmitten tausender Menschen, die für die Freiheit des Internet und die Wahrung der Demokratie aktiv eintreten. In ganz Europa waren heute zigtausende Menschen auf der Straße um zu demonstrieren.
Der Demo-Zug zog die größte Einkaufsstraße Österreichs entlang bis zum Parlament. Vom LKW höllerte der Beat. Tausende Guy Fawkes Masken, Transparente, selbstgebastelte Schilder, Trommelrhytmen verwandelten diesen Konsumboulevard in ein Meer von Buntheit. Ein endloser dichter Zug fröhlicher Menschen brachte mit einem Mal Leben in die nichtssagende Geschäftsmeile. Nahmen sie einfach in Beschlag. Mit Lebenslust, Selbstbewusstsein und Freude. Und mit ihrem Willen, mit all ihrer friedlichen Kraft für etwas zu kämpfen.

Manche Zuschauer mit Einkaufssackerln an den Armen hängend machten Fotos und viele schauten bewundernd. Wie gern hätten sie sich uns angeschlossen. Wären einmal in ihrem Leben nicht angepasst gewesen. Hätten nicht funktionieren müssen. Hätten einmal gelebt. Aber irgendwas hielt sie zurück. Angst. Aber wovor? Angst davor, für Freiheit einzutreten? Angst davor sich zu exponieren? Angst vor dem , was die Nachbarn denken würden? Sehen sie nicht, was vor sich geht, wie unfrei sie sind und dass es in unserer Hand liegt, das zu ändern oder gar nicht erst zuzulassen? Was muss geschehen, damit aus dieser Angst Mut wird?

Fahle, ausdrucklose Gesichter, die aschgrau waren mit leeren Augen mitten drin, säumten die Straße. Ihnen wurde buchstäblich vor Augen geführt, dass es anderes gibt als Konsumrausch und Geld. Etwas viel befriedigenderes, verbindendes, gemeinsames – ein Ziel, eine eigene Meinung. Sie verbindet gar nichts. Sie trennt höchstens Neid und Gier.

Uns verbindet das gemeinsame Ziel, das Engagement, der Spirit. Diese Einheit hat gewaltige Energie, die jeder förmlich körperlich spürt.

Sie verstehen das vielleicht nicht gleich, aber intuitiv merken sie, dass ihnen etwas fehlt. Und dieses Gefühl lässt ihre Gesichter ausdruckslos und die Augen leer erscheinen. Und diese Leere versuchen sie mit Konsum zu füllen.

Die Zukunft unserer Stadt war auf der Straße. Die Zukunft unserer Gesellschaft ist bunt, ist selbstbewusst, lässt sich nicht überwachen und zu Systemrobotern machen. Wunderbar, ein Teil davon zu sein.

 

Es wäre eine Chance gewesen

Heute Mittag beobachtete ich eine Situation, die die Chance auf eine schöne und positive Lösung in sich barg.

Vor einem Supermarkt hat ein Taxifahrer in einer Halteverbotszone für wenige Minuten sein Auto abgestellt, um sich eine Wurstsemmel und etwas zu trinken zu kaufen. Es war Mittag, es war heiß und die Straße wie ausgestorben. Als er zum Auto zurückkam hat die Parkraumüberwacherin (so nennt man diese Organe, glaub ich) gerade den Strafzettel ausgestellt. Eine verhärmte, frustriert wirkende, ungesund ausschauende ältere Frau. Es waren jede Menge Parkplätze in dieser Zone frei – alles war leer. Der Taxifahrer – ein junger, sehr sympathischer Mann mit afrikanischem Migrationshintergrund – bat das Behördenorgan, es bei einer Abmahnung zu belassen. Da Dame nahm nämlich kein Bargeld, sondern es würde ein Strafmandat per Post an die Taxifirma folgen. Und dann wäre sein Job dahin. Auf äußerst unfreundliche, ja gerade ungehörige Art, mit Worten, die ich nicht wiedergeben möchte, machte sie ihrem in vielen Jahren angehäuften Frust an diesem armen Teufel Luft. Die Straße war menschenleer, niemand hätte es gesehen, wenn sie ihn einfach nur verwarnt hätte. Ihm vielleicht auch ein Lächeln geschenkt hätte. Ich bin sicher, er hätte das nächste Mal woanders geparkt.

Das wäre so eine schöne Chance gewesen, diesem Menschen eine Freude zu machen. Diese Freude hätte dem Behördenorgan – wenn vielleicht auch unbewußt – den Tag verschönert, ihre verhärmten Züge vielleicht ein wenig aufgehellt. Und der Taxifahrer hätte seine Freude an andere Menschen weitergegeben. Freude ist ansteckend. Ärger aber auch.

Und ich frage mich, ob es nicht hin und wieder besser ist ein Auge zuzudrücken und damit Freude zu machen. Positive Erlebnisse bewirken manchmal mehr als primitive Strafen.

Wir sollten öfters mal versuchen, die  Dinge „durch Positives aus den Angeln zu heben“ !

Im Sturm

 Sonntag vormittag in Wien:

Zur Zeit kann man live beobachten, wie sich New York auf Hurricane Irene vorbereitet. Facebook, Twitter, Blogs, die Medien – alle Welt ist mit dabei.

Hier ein paar Beispiele, die zeigen sollen, wie sehr wir alle miteinander verbunden sind und Herausforderungen gemeinsam meistern können.

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