Nachhaltig – was bedeutet das eigentlich?
Ursprünglich bedeutete dieses Wort „lange andauernd“. Mit Entstehen der Umweltbewegung wurde „Nachhaltigkeit“ zum Synonym für den schonenden Umgang mit natürlichen Ressourcen, der Umwelt, der Natur insgesamt. Doch im Laufe der Zeit wurde die Bedeutung ausgeweitet und umfasst heute die Aspekte Ökologie, Ökonomie und Soziales. Dieses Dreisäulenprinzip besagt, dass keine Säule ohne die anderen beiden bestehen kann. Demnach soll eine Gesellschaft die Natur nicht raubbauen, ein Wirtschaftssystem wählen, das dauerhaft betrieben werden kann und für soziale Gerechtigkeit ohne soziale Spannungen sorgen.
Das heisst, Nachhaltigkeit ist ein ganzheitliches Prinzip und erfordert daher einen ganzheitlichen Zugang. Das heisst weiter, dass bei jeder Tätigkeit alle drei Aspekte bedacht werden müssen. Was nützt es, wenn man Bio-Ananas aus Übersee kauft, die zwar biologisch angebaut werden mögen, deren Transport aber Unmengen an CO2 verursacht und die auf Plantagen wachsen, wo die Arbeiter nicht fair behandelt werden? Oder Bio-Schokolade, die zwar mit hochwertigen Zutatet gemischt wird, der Rohstoff Kakao aber durch Kinderarbeit gewonnen wird? Oder Bio-Baumwollkleidung, bei der die Baumwollpflanze zwar nicht chemisch gedüngt wird, die aber unter Arbeitsbedingungen weiterverarbeitet wird, die menschenunwürdig sind, und mit hochgiftigen Farben gefärbt wird, die die Gewässer verseuchen?
Ein nachhaltiges Konsumieren ist daher nicht möglich. Der konsumistische Lebensstil ist niemals nachhaltig, sondern verhindert einen nachhaltigen Lebensstil. Für ein nachhaltiges Bewusstsein in der Gesellschaft bedarf es eines Umdenkens weg von Quantität hin zu Qualität. Weg von „möglichst viel für möglichst wenig Geld“ zu „möglichst wenig, aber das von höchster Qualität und von langer Lebensdauer“. Das Bildungssystem ist hier gefordert, dieses Umdenken auf möglichst zwanglose, verständliche Art zu fördern und Anreize zu bieten. Das wird aber niemals ausreichen, wenn die Menschen nicht von sich aus anders leben wollen.
Am effektivsten ändert die Gesellschaft ihren Lebensstil, wenn der Einzelne seine bisherigen Gewohnheiten beginnt zu hinterfragen, neue Ansätze und neue Werte findet und diese an seine unmittelbare Umgebung weitervermittelt. Jeder von uns formt und verändert täglich, was von der Gesellschaft „vorgegeben“ wird. Indem er dabei dem Prinzip der Nachhaltigkeit im ganzheitlichen Sinne folgt, verändert er ganz automatisch auch sein Umfeld in diese Richtung. Eine wirkliche Veränderung der Gesellschaft ist nur von unten möglich, als grassroot movement.
Und wenn man aufmerksam beobachtet, was sich auf der ganzen Welt auf diesem Gebiet in der Zivilgesellschaft tut und mit welcher Geschwindigkeit, kann man sehr optimistisch in die Zukunft schauen!
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