Scharfe Radieschen

Die Seewinkler Gemüsebauern haben sich nach 20 Jahren der Zusammenarbeit von der gemeinsamen Vertriebsgesellschaft LGV getrennt. Grund dafür war dass die LGV ausschliesslich auf beheizte Indoor Produkte setzt, die Seewinkler Gärtner aber Freilandgemüse ziehen. Dies ist nun zu einem wichtigen Unterscheidungsmerkmal geworden. Paradeiser aus dem Gewächshaus oder von Hand gezogene Radieschen, die auch nach etwas schmecken ?

Für viele Menschen ist gesundes Essen wichtig geworden und es ist ein guter Schritt, bewusster zu werden. Was nehmen wir zu uns, wo kommt es her und was ist wirklich drinnen ?  Wir greifen nach Obst und Gemüse, im Wunsch nach gesunden frischen Nahrungsmitteln, aber die Chance ist groß, ein Produkt aus dem beheizten Gewächshaus nach Hause zu tragen.

Sonne und die Nährstoffe des Erdbodens sind Wachstumsfaktoren, die die Qualität des Nahrungsmittels und damit unsere Gesundheit nachhaltig beeinflussen. Natürlich spricht nichts dagegen im Winter auch einmal nach dem Glashaussalat zu greifen, aber spätestens ab März gibt es wieder Freilandgemüse aus der Natur. Es sollte uns allen  bewusst sein, dass nur die Natur und die natürlichen Nähr – und Abwehrstoffe geben kann. Effizienz und Profitabilität dürfen nicht zu Lasten der Gesundheit gehen. DerTrend der Gesetzgeber und der Anbieter Massenware zu bevorzugen, ist leider nicht zu übersehen.

Ein Gemüsekalender hilft dabei, saisonal zu genießen. Wer wirklich gesund essen will hält sich an die drei Merkmale: saisonal, regional und bio.

Es braucht bloss ein bisschen Aufmerksamkeit. Denn was man kauft, dass is(s)t man.

Die Kraft spüren

Wenn die geballte Energie der an einem sonnigen Herbsttag am Nussberg gesammelten Hedscherln wie Smaragde im Teeglas leuchtet, der mit Schokolade überzogene Früchtelebkuchen duftet, es draußen nebelig und düster ist, aber drinnen die Kerzen leuchten und wohlige Wärme uns umgibt, man ganz bewußt nichts tut – dann fühlt man die Kraft, die in uns wohnt, spürt das Leben in all seiner Wärme und Energie ….

 

Foto: ©wegweise

Die Regisseurin der Blumen

Ich beobachte die junge Verkäuferin in dem kleinen Blumengeschäft wie sie die so geschmackvoll auf dem Gehsteig drapierten Pflanzen gießt.

Berlin, Prenzlauer Berg

Berlin, Prenzlauer Berg

Sie gießt sie nicht nur – sie hält auf eine besondere Weise Zwiesprache mit den Rosen, den Hortensien, ja selbst dem Katzengras. Als würde sie ihnen einen guten Morgen wünschen und nach ihrem Befinden fragen

Ich will wissen, was diese junge Frau anders macht und folge ihr ins Geschäft. Es ist etwas Besonderes in diesem Raum – neben dem Duft und den herrlichen Farben, das ich noch nicht definieren kann. Ich bestelle einen Sommerstrauß und beobachte …… Mit langsamen, sehr bewussten Bewegungen nimmt die junge Frau Blume für Blume aus den Vasen und arrangiert sie in ihrer Hand. Sie betrachtet jede einzelne Blume lang und intensiv bevor sie sie zu den anderen steckt, als ob sie deren Besonderheiten, Eigenschaften, Energie erforschen würde. Dreht sie, riecht kurz an ihr – und steckt sie an den für sie genau richtigen Platz im Strauß. Wie ein Regisseur seine Schauspieler auf der Bühne an den jeweils einzig richtigen Platz stellt. Ich wünschte, dieses Halten, Betrachten, Arrangieren würde niemals enden. Ich genieße jeden Augenblick dieses Schauspiels und fühle etwas in mir. Ein seltsam warmes Gefühl durchfließt den Körper. Was ist das ? Es ist die Liebe, die positive Energie dieser jungen Frau, die sich auf alles in ihrem Umkreis überträgt. Die Liebe, mit der sie macht, was sie gerade macht. Die Leidenschaft für ihren Beruf, für ihr Tun – die überträgt sich auf alles in ihrer Nähe. Auf die Blumen, die Menschen – auf alles.

Selbst die Art, wie sie den kugeligen, hinreißenden Blumenstrauß, der Sommer pur verkörpert, in das in Farbe und Haptik wieder einzig passende Papier hüllt – es ist als ob sie mit jeder Bewegung den Strauß noch einmal streichelt bevor sie ihn mir mit dem hinreißendsten aller Lächeln in die Hand gibt. Ihre Augen strahlen und ich wäre gerne noch Stunden geblieben und hätte sie einfach nur beobachtet. Die junge Verkäuferin in dem kleinen Blumenladen !

Ich gehe wie im Traum die Straße entlang und fühle diese positive Energie in mir. Sogar beim Schreiben dieser Zeilen spürt man sie wieder.

Wir wundern uns oft, warum manche Menschen etwas „so gut machen“ oder „so gut sind“. Wir spüren – bewusst oder unbewußt – die positive Energie, die sie auf die von ihnen erzeugten Produkten oder Tätigkeiten übertragen. Weil sie mit tiefster Leidenschaft und Liebe tun, was sie tun.

Weil sie ihrer Intuition gefolgt sind.